Neurologisch bedingte Gangstörungen

Unabhängig von der klinischen Routine sind diverse Gangstörungen nach wie vor Gegenstand intensiver Forschung, wobei die Zerebralparese stellvertretend für viele weitere neurologisch und orthopädisch bedingte komplexe Pathologien steht. Hierbei hat die Beurteilung komplexer Rotationsfehlstellungen eine hohe Relevanz, da sie eine der am häufigsten auftretenden pathologischen Gangbilder darstellt und oftmals mit einem operativen Eingriff und einer damit verbundenen Korrektur des entsprechenden Malalignement assoziiert ist. Derzeitige Forschungsprojekte des Heidelberger Motionlab widmen sich dieser Thematik, indem sie Methoden vergleichen, welche die Kniegelenksachse zum einen nach anatomischer als auch nach funktioneller Definition errechnen. Das Ziel ist es einen möglichst guten Outcome nach Derotationsosteotomie zu erhalten, welche, wie frühere Forschungsarbeiten der Arbeitsgruppe aufzeigen [1,2], gegebenenfalls auch in eine Über- oder Unterkorrektur resultieren können. Um diesen Umstand mit Hilfe der Ganganalyse besser zu verstehen und in Zukunft möglichst zu vermeiden, untersucht eine aktuelle Studie die Auswirkungen oben benannter Methoden auf die transversalen Hüftgelenkswinkel, welche einen Einfluss bei der OP-Planung haben können.

Des Weiteren liegt ein Forschungsschwerpunkt des Motionlab Heidelberg im Kontext neuro-orthopädischer Patienten auf der Interpretation der elektromyographischen Daten. Während die kinematischen und kinetischen Parameter zur Therapieplanung in der Klinik weitestgehend etabliert sind, unterliegt die Aufarbeitung der Messung der Muskelfunktion oftmals individuellen Standards, die sich je nach Labor unterscheiden können. Eine aktuelle Studie des Motionlabs widmet sich hier der Identifikation einiger universellen Gemeinsamkeiten im Zuge einer Delphi-Befragung. Ein weiterer Fokus liegt zudem auf Cluster-basierten Analysen von EMG-Daten, die mögliche Trends in Patienten mit Zerebralparese untersuchen. Diese sollen letztlich dem Zweck dienen evidenz-basierte Entscheidungshilfen in der Behandlung von Patienten mit neurologisch-orthopädischen Beeinträchtigungen zu geben. Unser langfristiges Ziel ist hierbei eine Verbesserung der Outcomes und Erhöhung der Lebensqualität unserer Patienten.

1Niklasch et al. Gait Posture. 2015. 42(4):460-5.
2Niklasch et al. Dev Med Child Neurol. 2018. 60(10):1033-1037.